Monat: August 2024

Demokratie möchten die meisten – aber was verstehen wir überhaupt darunter?

Kontrovers waren die Sichtweisen zu unserer Staatsform und ihrem derzeitigen Zustand, die im Hannah-Ahrendt-Raum der Zentralbibliothek Hannover von einem halben dutzend Teilnehmenden am Dienstag Spätnachmittag geäußert wurden. Auch zwei Gäste vom Thekenalarm waren der Einladung zur Diskussion gefolgt.

Ein erstes Meinungsbild der Anwesenden ergab die Bewertung verschiedener Demokratieformen am Flipchart, von Grün = gut bis Rot = schlecht.

Die bestehende repräsentative parlamentarische Demokratie mit Wahl von Direktkandidierenden und Parteien wurde durchaus befürwortet, das Subsidiaritätsprinzip, also die Verantwortlichkeit auf der niedrigsten-möglichen Regierungsebene (mit deutlicher Betonung der Kommune), war für die meisten besser als Zentralismus. Auch Formen direkterer Demokratie wie Volksentscheide oder Bürgerräte wurden durchaus positiv bewertet.

Eines ist in der Diskussion auf jeden Fall sichtbar geworden: Der kritische Blick der Anwesenden auf unsere real existierende Demokratie und ihre Akteure.

Hier ein paar ungefilterte und von mir unzensierte Sätze, die in der Diskussion gefallen sind:

  • Demokratie ist nicht gleich Demokratie, wie man allein beim Vergleich der Systeme in Deutschland und den USA sieht
  • Bei uns darf man ja nur noch Meinungen äußern, die dem Mainstream entsprechen, ansonsten muss man mit negativen Konsequenzen wie Abmahnungen oder Anzeigen rechnen.
  • Es gibt viel zu viele Diskussionen, aber echte Debatten gibt es kaum noch.
  • Wir müssen auch die Äußerung anderer Meinungen aushalten.
  • Vielleicht sollte man nur noch Menschen wählen lassen, die intelligent genug sind, Politik zu verstehen.
  • Unsere Parteien haben an Profil, an Kraft und Bedeutung verloren.
  • Es gibt inzwischen zu viele Parteien.
  • Herausragende Charaktere wie Helmut Schmidt sind heute kaum noch zu finden, gute Listenplätze und Mandate bekommen nur gute „Parteisoldaten“.
  • Haben wir die richtigen Personen an der richtigen Stelle?
  • Vielleicht sollte man statt Parteien nur noch Personen wählen, die man dann für ihr Handeln verantwortlich machen kann.
  • Viele Akteure wie Medien, Gewerkschaften usw. werden ihrer Verantwortung nicht gerecht.
  • Beim Blick auf die EU wurde von manchen die bürokratische Überregulierung bemängelt, von anderen die hilfreiche Förderung gerade der Landwirtschaft gelobt.

Einig waren sich die Anwesenden, dass es an Transparenz bei den politischen Entscheidungen mangelt, und dass Politiker*innen sich zu wenig um die Menschen und ihre Bedürfnisse kümmern. Auf konkrete Verbesserungsvorschläge konnte die Gruppe sich nicht gemeinsam festlegen, zu groß waren hier die Meinungsunterschiede und das Vertrauen in die Lösungskompetenz der Akteure.

Stoff genug für weitere Diskussionen ist auf jeden Fall vorhanden, so dass wir das Thema bestimmt mal fortsetzen werden.

Abschaffen, verteidigen, erneuern: Ist das „meine“ Demokratie?

Offene und respektvolle Diskussion, ohne Belehrung oder persönliche Angriffe.

Di | 27.08.2024 | 17:30 Uhr | Hannah-Ahrendt-Raum im 3. OG der Zentralbibliothek Hannover, Hildesheimer Str. 12, 30169 Hannover 

Wie ist die Situation?

  • Ungefähr die Hälfte der Menschheit lebt in „liberalen“ sowie  „Wahl-Demokratien“, die andere in „Wahl-“ oder „geschlossenen Autokratien“.
  • Deutschland wird in der Wissenschaft dem Fünftel funktionierender „liberaler Demokratien“ in der Welt zugeordnet.
  • Deutsche streiten darüber, ob unsere Demokratie (noch) funktioniert:
    • Manche kritisieren die Schwerfälligkeit der demokratischen Prozesse, die mangelnde Transparenz bei Entscheidungen und zu große Distanz politischer Akteure zu den Menschen.
    • Einige fühlen sich in ihrer freien Meinungsäußerung unterdrückt und bemängeln zu wenig Einflussmöglichkeiten für die Bürger*innen auf Entscheidungen.
  • Ein großer Teil der Menschen geht für den Erhalt unserer Demokratie auf die Straße, anderen Teilen ist unsere jetzige Form nicht (mehr) wichtig oder sie bekämpfen sie sogar.
  • Die Bereitschaft sinkt, sich in politischen Parteien und Ämtern für die Allgemeinheit zu engagieren, vor allem wegen zunehmender, auch körperlicher Attacken auf Mandatstragende und Politiker*innen.

Wir fragen:

  • Hat sich unsere parlamentarische repräsentative Demokratie mit der Wahl sowohl von Direktkandidierenden als auch Parteien bewährt, oder muss man sie verändern?
  • Möchten wir vielleicht lieber eine präsidiale Demokratie mit einer gewählten mächtigen Person an der Spitze?
  • Wie könnte man unsere Demokratie verbessern oder ergänzen, z. B. durch mehr direkter Demokratie wie durch Volksabstimmungen oder Bürgerräte?

Bei dieser Diskussion soll es keine demokratietheoretischen Vorträge geben. Vielmehr soll jede*r frei zu Wort kommen, egal, welchen Hintergrund man mitbringt oder welchen Standpunkt man vertritt.

Bist du dabei?
Ich freu mich auf dich! 
LG Andreas

PS: Die jüdische (deutsch-US-amerikan.) politische Theoretikerin und Publizistin Hannah Ahrendt, der der Raum unseres Treffens gewidmet ist, hatte Sympathien für sozialistische und basisdemokratische Ideen, kritisierte aber deren reale Umsetzung ebenso wie die institutionelle repräsentative Demokratie der Bundesrepublik.


Save the Date: Parking Day Teilnahme 20. Sept. 2024!

Der PalaverPlatz der Südstadt macht einen Ausflug in Hannovers Nordstadt: Wir möchten beim diesjährigen Parking Day am Engelbosteler Damm ein eigenes Gesprächsangebot in einer der freien Parkbuchten machen und freuen uns über jede*n, die*der dabei ist! Die Diskussion wird sich – am Tag des Globalen Klimastreiks – natürlich um Mobilitätswende, Klimaschutz und die Auswirkungen auf die Stadtentwicklung drehen.

Mehr dazu folgt hier in Kürze … stay tuned!

Sommerzeit – Urlaubszeit

Je wärmer die Temperaturen, desto anstrengender jede Aktivität. Das hat uns nicht daran gehindert, uns am 24. Juli am Oesterleyplatz im kleinen Kreis darüber zu unterhalten, ob und wie wir in der Urlaubszeit verreisen.

Interessant, dass selbst unter uns wenigen Anwesenden große Unterschiede bestehen, die Aktivitäten reichten von Kurztrips in der Nähe über Ostseeurlaub in Deutschland bis zu Reisen in die Welt. Interessant auch, dass wir uns bei der Wahl unserer Reiseziele von anderen im Familien- und Bekanntenkreis beeinflussen lassen, und man durchaus darauf schaut, was andere so unternehmen.

Ob wir jemals davon wegkommen, möglichst auch genau an die attraktiven Ziele reisen zu wollen (müssen?), von denen uns andere live oder über Soziale Netze vorschwärmen? Ist es denn eine „gute“ Errungenschaft, dass durch immer mehr – bezahlbare – Reiseangebote zu allen schönen (bislang vielleicht unberührten) Orten in dieser Welt auch jeder die Möglichkeit erhält, ebenfalls diese (dann nicht mehr unberührte) Gegenden heimzusuchen? Oder müssen wir durch Einpreisen der dort verursachten Schäden die Reisen so teuer machen, dass allein dadurch die Zahl der Reisenden wieder sinkt?

Die klimatischen Auswirkungen haben wir dabei noch gar nicht angesprochen. Eine gute Lösung für die Problematik des heutigen Tourismus mit vermehrten Kreuzfahrten und Pauschalreisen hatten wir im Gespräch auch nicht parat.

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